Veränderung Limousine in eine TopChop-Version
Vorbild | Opel Kapitän 1951, Limousine Top Chop |
Basismodell | Opel Kapitän 1951, Limousine, 1:43, Minichamps, schwarz |
Zeitraum | 14.01.2022–16.02.2022 |
Captain John T. Cambro war im Nachkriegs-Deutschland als Angehöriger der US Army stationiert, hier lernte er den Komfort seines 1951er Opel Kapitän schätzen. Nach Beendigung seiner Stationierung in Deutschland kehrte er nach Kalifornien zurück – im Gepäck befand sich auch sein Kapitän. Später wechselte er auf einen standesgemäßen Cadillac, der Kapitän ging für $ 50 an den Sohn eines Nachbarn. Dieser sah in dem Wagen eine gute Basis, um ein wenig Customizing zu betreiben…
So weit die Legende zum vorstehenden Umbau – die Wirklichkeit ist weit weniger romantisch: Anfang 2022 bekam ich mit der Post ein Überraschungspaket mit welchem mir ein Sammlerkollege einen etwas derangierten schwarzen 1951er Kapitän von Minichamps zusandte – verbunden mit dem Hinweis „Bei mir ist der über, mach‘ was draus!“. Nun ein wenig traurig sah der Kapitän ohne Vitrine schon aus: So ohne Reifen und mit weiteren fehlenden Anbauteilen. Aber als Schlachter wollte ich ihn auch nicht verwenden (da war ja eigentlich auch nicht mehr viel zum Schlachten dran) und zum Wegwerfen war er wirklich definitiv zu schade. Also erst einmal auseinandergebaut und ab ins Nitrobad.
In der Zwischenzeit hatte ich schon eine vage Idee und recherchierte weiter. Es hatte sich nämlich bei mir ein Gedanke festgesetzt, der immer wieder „TopChop“ flüsterte… Gut, solche Custom Cars gibt es als mögliche Vorbilder im www reichlich zu bewundern, sie haben in meinem Fall aber ein paar Nachteile: Es sind eigentlich fast nur US-Amerikanische Wagen, viele davon sind Coupés (bzw. haben nur A- und B-Säulen – was die Sache sehr vereinfacht) und brauchbare Informationen zu vergleichbaren Umbauten von Buick- oder Chevrolet-Limousinen der späten Vierzigerjahre sind kaum zu finden. Nun hatte ich also einen von der Karosserieform vergleichbaren 51er Kapitän (und das gleich noch mit A-, B-, C- und D-Säulen) und aus dem sollte nun ein „TopChop“ werden. Da musste ich also gucken, wie man da generell vorgeht und diese Vorgehensweise auf den Kapitän hin anpassen.
Vereinfacht gesagt werden beim „Choppen“ die Säulen gekürzt, dadurch liegt das Dach tiefer und erzeugt den namensgebenden Look. Alle Scheiben müssen ebenfalls in der Höhe angepasst werden. Das Hauptproblem ist aber, dass durch das Kürzen der Säulen das Dach nach dem Absenken plötzlich zu kurz ist, da Front- und Heckscheibe schräg stehen und somit das Blech des Daches kürzer ist, als die Öffnung in der Karosserie. Im Original behilft man sich oft damit, dass die Säulen entsprechend eingeschnitten werden und somit ein anderer (flacherer) Winkel für Front- und Heckscheibe gewählt wird. Das geht relativ einfach, sieht aber auch nicht immer gut aus. Ein wichtiges Kriterium für gelungene TopChops ist nämlich in meinen Augen, dass einerseits die Karosserieform nur so weit verändert wird, dass das Original erkennbar bleibt, andererseits aber ein mehr „fließender Look“ erzeugt wird, der sich dennoch von der originalen Karosserieform unterscheiden soll – ohne zu befremdlich zu wirken. Zudem lässt sich das Verfahren der geknickten Säulen bei Modellautos aus Metall nicht so unbedingt anwenden. Insofern wählte ich die Lösung, das Dach in mehrere Teile aufzuteilen und entsprechend auf die benötigte Länge durch Einsätze zu verlängern. Das probierte ich erst einmal am Rechner an einer maßstäblichen Fotografie aus. Das nachfolgende Bild verdeutlicht diesen Arbeitsschritt:
Mit diesem Plan ging es nun in die Werkstatt, das Dach inklusive aller Säulen wurde von der Limousine in Höhe der Fensterunterkanten mit einer Trennscheibe sauber abgetrennt, die Säulen provisorisch um ca. 2 mm gekürzt und der erste Schnitt zum Zerteilen des Daches eingezeichnet. Dann musste der Dremel wieder ran und der erste Teil des Daches wurde von seinem Rest getrennt – interessant, wie heiß dabei so ein Metallteil werden kann – ein Hoch auf meinen Schraubstock.
An dieser Trennstelle muss später ja entsprechend Material aufgefüllt werden, um das Dach passend zu verlängern. Ich fand, dass es eine gute Lösung war, an die Unterseite des vorderen Dachteils eine kleine passend zurechtgeschnittene Kunststoffplatte zu kleben, damit das zweite Dachteil später daran mit etwas Abstand befestigt werden konnte. Durch Anhalten der jeweiligen Dachteile kann der Abstand dieser zueinander relativ einfach bestimmt werden: Die verbliebenen Säulenstummel der Dachteile müssen dort aufliegen, wo sie früher aus der Karosserie kamen. Ist eine dieser Positionen gefunden, können die zwei Dachteile mithilfe der Kunststoffplatte als Hilfskonstrukt passend miteinander verklebt werden. Und hier stellte sich heraus, dass ich – im Gegensatz zum ursprünglichen Plan – mit nur zwei Trennschnitten statt drei auskommen würde – mithin also nur drei statt vier Dachteile zu bearbeiten hätte. Die nachfolgenden Abbildungen zeigen diesen Vorgang, der sich über mehrere Tage hinzog:
Danach konnte das neue verlängerte Dach wieder auf der Karosserie befestigt werden. Das saß natürlich nicht von alleine komplett gerade, da die Verkürzung der Säulen nicht überall exakt gleich gelaufen war – zudem hatte ich auch hinter der Heckscheibe noch eine Lücke, die ich schließen musste. Mittels Spachtel schloss ich also die zwei Spalte im Dach, die Lücke hinter der Heckscheibe und glich Unregelmäßigkeiten in den Längen der Säulen aus. Nach mehrmaligem Verschleifen und Nachspachteln (bzw. Fillern) sah das Ganze schon ganz brauchbar aus – einige Regenrinnen und Karosseriespalte an den Türen wurden neu graviert.
Nach dem Grundieren bekam der Kapitän noch eine Lufthutze auf die Haube geklebt und ich machte mich daran, das Farbkonzept für dieses Modell umzusetzen. Ursprünglich hatte ich eine Flip Flop-Lackierung geplant, die konnte mich aber letztlich an diesem Modell nicht überzeugen. Also: Farbe wieder runter und einen eigenen Farbton zusammengebraut – dieses Mal ein rosa-metallic. In Verbindung mit allen ehemaligen Chromteilen in Mattschwarz sollte das für den entsprechenden „Look“ sorgen. Auch die zu neuen Felgen wurden mattschwarz lackiert – ebenso wie der komplette Innenraum. Da ich bis auf die Frontscheibe und die vorderen Seitenscheiben auch alle Scheiben ebenfalls schwärzen wollte, wanderte die komplette Originalverglasung in die Teilekiste und ich schwärzte die neuen Scheiben selbst, indem ich meine „Scheibenfolie“ mit dem Rest der mattschwarzen Farbe in der Airbrush einseitig dünn einnebelte.
Für die Seiten des Wagens wollte ich ein passendes Motiv als Decal aufbringen – nach einigen Versuchen (und digitalen Tests) war recht schnell klar, dass es etwas im „PinUp-Style“ sein sollte. Nach weiteren Versuchen war denn die Entscheidung klar: Das simple schwarze Motiv im „Dita von Teese-Look“ sollte es werden.
Nach der Herstellung und dem Aufbringen der benötigten Decals wurde alles mit Klarlack versiegelt und poliert, alle mattschwarzen Partien wurden noch einmal mit mattem Klarlack übergepinselt. Danach konnten die Scheiben eingesetzt werden, den Mittelsteg der geteilten Frontscheibe bildete ein Stück mattschwarz gestrichener Silberdraht. Den fehlenden Außenspiegel baute ich aus Kunststoff und Silberdraht nach und lackierte ihn ebenfalls mattschwarz, auch Kennzeichenhalter für die (ebenfalls selbst erstellten) Nummernschilder aus dem Kalifornien der späten Fünfzigerjahre wurden passend zurechtgeschnitten, lackiert und auf die Stoßstangen geklebt. Die fehlenden Rückleuchten wurden mit Spachtel nachmodelliert, verschliffen und entsprechend farblich getönt. Nach Vollendung des Zusammenbaus konnte das Modell dann schon einmal schnell in eine Fotokulisse gestellt werden. Das endgültige Foto ist oben zu sehen.
Fazit: Ich mag das Modell, weil es sehr schnittig und kraftvoll aussieht. Es hat natürlich kein konkretes Vorbild – jedenfalls keines auf Basis eines 51er Kapitäns, aber es kommt vergleichbaren Umbauten von US-Sedans der späten Vierzigerjahre recht nahe. Der Arbeitsaufwand ist allerdings nicht zu unterschätzen und braucht – neben Geduld und Leidensfähigkeit – einiges an Zeit. Der Zeitaufwand ist auch ein Grund dafür, dass dieses Modell zeitgleich mit dem Opel Rekord P1 Coupé Autenrieth sowie dem Opel Ascona B 400 Cabriolet Waßmeier entstanden ist.